27 August 2006

A, B und C bei Oskar Lafontaine

Entschuldigung für die lange Zeit ohne Nachricht von mir. Ich befinde mich weiterhin in der Vorbereitung auf das Examen und musste das Lernen nach der hektischen WM Zeit und Cs gräßlichem Umzug wieder intensivieren.

Am Freitag jedoch ist etwas unerhörtes passiert und ich habe das Bedürfnis jetzt darüber - bevor es bei mir begraben liegt - in einem größeren Zusammenhang zu berichten. Vorausschicken möchte ich, so wie es heute Usus ist, dass ich mir keiner Schuld bewusst bin:
Ich war bei Oskar Lafontaine.

Wie Sie sicher wissen ist in Berlin momentan der Wahlkampf in vollem Gange. Mein Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf gemeinsam mit der JU beschloss, vor der UFA Fabrik, in der Herr Lafontaine sprechen sollte, eine Gegendemonstration zu initiieren. Ich mache mir nichts aus nichtiger Provinzpolitik, musste aber anwesend sein, um mir die Chance auf einen raschen Aufstieg bei meinen Parteifreunden nicht zu verbauen. Ich nahm B und C mit, die für Pappschilderprotest und solchen Blödsinn leicht zu begeistern sind. Mich interessiert freilich der versammlungsrechtliche Aspekt mehr. Vor Ort erreichte ich - nach Verhandlung mit dem zuständigen Kontaktbereichsbeamten - dass wir uns direkt auf dem Bürgersteig gegenüber der UFA Fabrik aufstellen durften. Es ergingen keine Auflagen. Ich sage immer, dass eine gesittete Versammlung nicht durch Blockieren der Straße den Wirtschaftsstandort gefährden darf. Derweil malten B und C Schilder: "Investoren locken, statt schocken". Wenigstens etwas haben die beiden begriffen.

Mir wurde jedoch alles schnell zu bunt. Die Linken hörten nicht, sondern immer mehr strömten auf das Gelände und in den Saal, in dem Herr Lafontaine sprechen sollte. Ich ließ B und C und meine Kameraden mit ihren Zeugs zurück und beschloss, mich zwecks effektiveren Protests in die Veranstaltung zu schleichen. Ich trug - wie üblich - Oberhemd und Pullunder, weshalb ich einem Penner vor der UFA Fabrik für 5 Euro die schäbige Jacke abkaufte, um mich zu tarnen. Vielleicht wars auch einer der Linken. Man kann bei denen manchmal nicht zwischen Penner und politischem Aktivist differenzieren. Mit der Jacke, die furchtbar roch, erreichte ich schnellen Einlass. Allseits wurde mir freundlich zugenickt, als hätte ich ein spezielles Parfum an mir. Oder das magische Cape mit dem Mio es unsichtbar in Ritter Katos Burg schafte. Ein ganz linkes Buch, dieses "Mio, mein Mio".

Der Saal war überfüllt. Herr Lafontaine hatte schon begonnen. Rechts und links der Bühne waren Personenschützer postiert. Überall Linksparteiler und Menschen mit Alditüten. Lange verfilzte Haare und gelbe Zähne. Sie würden mich bei Zwischenrufen entfernen. Ich beschloss, mich zurückzuhalten. Herr Lafontaine sprach von Kräften, die zu bündeln seien, von den Grünen, die er - wie auch ich - für Idioten hält, von vermeintlich völkerrechtswidrigen Kriegen und vor allem von Geld. Er stellte die Vermögenssteuer und den Mindestlohn vor und ich wollte schreien und mir die Haare ausraufen beim Gedanken, an diese unverschämte Gängelung der Leistungsträger. Doch ich hielt mich zurück, nachdem ich sein Modell im Kopf gegengerechnet hatte.

Sollten tatsächlich zweitausend Milliarden bei den oberen zehn Prozent lagern? Was könnte man mit einer zusätzlichen Besteuerung alles fördern? Schulen vielleicht. Hat meine Putzfrau Anna nicht mindestens 7, 50 Euro für ihre Arbeit verdient? Und sind diese Menschen, die jetzt applaudieren nicht Teil unseres Volkes? Eines großartigen wohlhabenden deutschen Volkes. Alles wirr in mir.

Ich ging. Viele Linke klopften mir beim Hinausgehen auf die Schulter. Ich hatte es nicht bemerkt. An der Jacke trug ich ein einen großen Button mit Oskar Lafontaine darauf.
"Lafo rules" stand da. Ich befinde mich im Zweifel. Machen wir etwas falsch? Ich muss mit meinen Kameraden darüber sprechen...

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25 August 2006

Das geheimnisvolle Pergament

Ich bin ja heimlicher Sammler bizarrer alter Texte. Welch unerwartetes Glück ereilte mich also vor kurzem, als ich in das bewegliche Vermögen eines Hörers zwangsvollstrecken lassen musste, weil er mir Kursgebühren in Höhe von beachtlichen 300 Euro über einen Zeitraum mehrerer Monate säumig geblieben war. Ich wollte den Staat natürlich nicht mit derartigen Lappalien behelligen und entsandte daher meine beiden getreuen Häscher Ali und Igor, die, beide eingedenk des staatlichen Gewaltmonopols, besagten Hörer durch ihre bloße imposante Statur dazu bewegen konnten, einige Kleinodien als Ersatz für die geschuldete Summe herauszugeben. Wem sich hier der Begriff der Ersatzvornahme aufdrängt, der hat natürlich beim Rep nicht richtig aufgepasst, es handelte sich um einen astreinen Fall der Annahme erfüllungshalber. Oder etwa doch an Erfüllungs statt?

Ich war allerdings ein wenig enttäuscht über den Schnickschnack, den Ali und Igor da ächzend in die mahagonigetäfelten Hallen von Müller Rep schleppten. Als ich aber solchen Unfug wie den Heiligen Gral und die Bundeslade gemäß den Bestimmungen des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes entsorgt hatte, stieß ich auf eine alte Pergamentrolle. Laut Herstellerangabe muss sie aus den Mooren der Schottischen Highlands stammen. Es schien sich um einen mythologischen Text zu handeln, und ich bin mir sicher, er wird mir zumindest ewige Jugend und kostenlose Schönfelder-Ergänzungslieferungen bescheren, wenn es mir nur gelingen kann, seinen versteckten Sinn zu decodieren. Ich werde mich wohl in die Eingeweide der sogenannten Neuen Philologischen Bibliothek begeben müssen, denn ich habe gehört, dort lässt es sich in grauer Tristesse recht gut arbeiten.

Da ich mich aber natürlich nicht eines Verstoßes gegen das Gesetz zur Bekämpfung des Unlauteren Wettbewerbes schuldig machen und so meinen guten Ruf als ehrlicher Halsab... äh, Repetitor riskieren will, sei hier nun den geneigten Lesern der Text im Originalwortlaut wiedergegeben:

"...and the skies split open and forth poured a steaming hot fountain of Kauderwelsch that splashed upon the happy boy and thus thoroughly invigorated him so that he became empowered to deliver himself from the mighty evils of antitrust law, smiting them back to the forbidden lands they hath been spawned from. Vade retro, the boy spake, and evil fled and henceforth freedom and gaiety encompassed all the realms who never ceased to praise the glories of the sartorious Kauderwelsch."
Kryptische Grüße von Ihrem werten

V. B. Müller

P.S.: Für Hinweise, die adäquat kausal zur Lösung des Rätsels führen, lobe ich eine kostenlose Viertelstunde Probehören aus beim neuen Müller Rep Intensivkurs "Neobyzantinistik im Spiegel höchstrichterlicher Rechtsprechung - gestern, heute, morgen".

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24 August 2006

Neues vom Türhüter: Die Termine

Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt.
Lange hatte er uns im Dunklen gelassen. Nun hat uns der Türhüter die Termine genannt, an denen er uns einen Versuch des Eintritts in das Gesetz gewähren will.

Tag, Datum JAO Berlin alt

Donnerstag 12.10.2006 Wahlfach (Arbeitsrecht) I
Montag 16.10.2006 Wahlfach (Arbeitsrecht) II

Mittwoch 18.10.2006 Zivilrecht I
Donnerstag 19.10.2006 Zivilrecht II
Freitag 20.10.2006 Zivilrecht III

Montag 23.10.2006 Strafrecht I
Dienstag 24.10.2006 Strafrecht II

Donnerstag 26.10.2006 Öffentliches Recht I
Freitag 27.10.2006 Öffentliches Recht II

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20 August 2006

Was bedeutet das alles?

Oft fragen mich meine ahnungslosen Schäfchen bei Müller Rep: "V. B., was bedeutet das alles?"
Ich lasse mich natürlich gerne mit meinem Vornamen ansprechen, das suggeriert eine lockere Kumpelhaftigkeit, die bestens verschleiert, dass ich die Dumpfbacken nur aussaugen will und ihnen für ihr Geld lediglich eine billige Show biete, bloße Unterhaltung also.

Genaugenommen, so billig ist die Show auch wieder nicht. Jeder der Hörer könnte mit der Kohle, die er für zwei Stunden Müller Rep hinlegt, genau so gut ins Kino gehen. Aber nein, sie kommen alle zu mir und schauen mich aus großen Augen hoffnungsvoll an, hängen an meinen Lippen und saugen den ganzen Quark, der da hervorquillt, begierig auf.
Fairerweise müsste ich ihnen wenigstens die kleine BGB-Bibel von D. Medicus vorlesen, aber das wäre zu einfach. Stattdessen verwirre ich sie lieber ab und zu, indem ich zur Lösung meiner Zivilrechtsfälle Generalklauseln aus dem taiwanesischen Gesellschaftsrecht heranziehe.

Als also vergangene Woche mal wieder diese lächerlich puerile Frage eines einfältigen Hörers unvermittelt in die letzten dreißig Minuten heiligen Schweigens, mit denen ich jede Müller Rep Vorlesung zu beenden pflege, hereinschallte, wusste ich, der formvollendete, professionelle Bluffer, mit einem müden Lächeln und ein paar leeren Phrasen überzeugend zu reagieren:
"Was das alles im allgemeinen bedeutet, das hat schon Thomas Nagel nicht richtig beantworten können. Was das hier im besonderen bedeutet, nun ja... Das sind Gedanken, die sollten Sie sich jetzt nicht machen. Es verwirrt nur, zu überlegen, was man mit dem ganzen Mist, den Sie sich tagaus, tagein ins Hirn stopfen, mal anstellen wird. Im Grunde ist es nur eine Art Geduldsspiel. Wie später die Gerichtsverhandlungen. Die dauern auch immer ewig. Und wissen Sie was, am Ende entscheidet ja doch der Richter! Es läuft wohl darauf hinaus, dass sie mit Kreditsicherungsrecht gequält werden, damit sich Ihre kleinen Gehirne dergestalt entwickeln, dass Sie später im Referendariat sich die extrem komplexen Ganganordnungen in diesem Moloch, der sich Kriminalgericht Moabit schimpft, werden einprägen können, um dem Staatsanwalt Kaffee in die Verhandlung zu bringen. Einverstanden?"

Mit dieser Antwort vollauf befriedigt und einem dankbaren, seligen Lächeln auf dem pausbäckigen Gesicht drückte mir der Dussel dann den Fünfeuroschein in die Krallen, den ich immer verlange, wenn ich mein geheimes Herrschaftswissen preisgebe. Denn was nicht auf dem Kursplan steht, das kostet natürlich extra.

Und wissen Sie, was die Pointe ist? Es gibt gar keine Generalklauseln im taiwanesischen Gesellschaftsrecht!

Ein saftiges har har har von Ihrem
V. B. Müller

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Der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof

Ein neuer Stern ist geboren. Seitdem - scheinbar - nur noch Straftaten gegen die innere und äußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland begangen werden, hören wir fast täglich von ihm in den Nachrichten. Er richtet über Menschen, die Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof (mittlerweile mit Monika Harms eine Frau) der Strafverfolgung aussetzen will.
Er entscheidet über die Verbringung oder den Verbleib von ermittelten Beschuldigten in der Untersuchungshaft: Die Rede ist vom Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof.
Eben zwei mutmaßliche rechte Schläger, noch von Kay Nehm dingfest gemacht, jetzt ein mutmaßlicher versuchter Zugbomber im Ballack Trikot. Es gibt ordentlich zu tun für den Ermittlungsrichter und man fragt sich, wer er wohl ist. Oder haben die vielleicht doch mehrere von denen?
Geringfügig interessant - und an dieser Stelle sollten Menschen, die Jura öde finden besser abschalten - ist die Frage, ob die Nachrichten und Ticker des Landes nicht glatt lügen und die Beschuldigten in Wahrheit dem Ermittlungsrichter am Oberlandesgericht zugeführt werden. Obwohl ich zugebe, dass Ermittlungsrichter am BGH besser klingt und auch ein Amt ist, welches es mit einem guten Examen anzustreben gilt. Karlsruhe ist schön und man hat immer gute Presse. Andererseits kann man sich im gepflegten Rechtstaat auch über die Untersuchungshaft beschweren. Nur bei wem, wenn man schon ganz oben beim BGH ist?
Gott scheidet aus. Er könnte ja Fundamentalist sein und würde dann wohl den Haftbefehl gegen den vielleicht Zugbomber mit Freuden kippen. Welcher Ermittlungsrichter ist nur gemeint? Gerichtsverfassungsgesetz und die Strafprozessordnung können die Frage klären. OLG? BGH? Wie üblich: Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung.


§ 169 StPO
(1) In Sachen, die nach § 120 des Gerichtsverfassungsgesetzes zur Zuständigkeit des Oberlandesgerichts im ersten Rechtszug gehören (Terrorvereinigung gehört dazu), können die im vorbereitenden Verfahren dem Richter beim Amtsgericht obliegenden Geschäfte (Haftbefehle) auch durch Ermittlungsrichter dieses Oberlandesgerichts wahrgenommen werden
Führt der Generalbundesanwalt die Ermittlungen, so sind an deren Stelle Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshof zuständig
Sehr eindeutig. Für die Anordnung von Untersuchungshaft in Fällen des Verdachtes der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung (§ 129b StGB) bedarf es übrigens nicht mal eines klassischen Haftgrundes wie etwa Flucht oder Verdunklungsgefahr. Nach § 112 (3) StPO genügt der dringende Tatverdacht. Viel nachzuprüfen hat unser Freund der Ermittlungsrichter am BGH (!) wohl also nicht. Richtig so. § 129b StGB ist endlich mal eine scharfe Waffe gegen das Böse.

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13 August 2006

Rettende Repetitoren

Dieser Spiegel Artikel von anno 2001 berichtet vom Rep. Wer sich schon immer fragte, was Kollege V.B. Müller eigentlich tut und wieso er jeden Tag von goldenen Tellern Studenten verspeist. Das wesentliche im Auszug:
Der Repetitor fasst ans Händchen

Neun von zehn Jurastudenten besuchen etwa das Programm kommerzieller Jura-Repetitoren, heißt es aus ihren Kreisen. Die Großrepetitoren Alpmann und Schmidt in Münster oder Hemmer in Würzburg sowie MüllerRep in Berlin unterhalten jeweils mehr als 40 Standorte in ganz Deutschland. Auch Jan Sötebier, Jurastudent an der Universität Münster, hat ein Jahr lang in einer Gruppe von 15 Studenten unter Anleitung den Prüfungsstoff wiederholt. Dafür hat der Student rund 4200 Mark auf den Tisch gelegt. Dabei hätte der 25-Jährige auch eine kostenlose Alternative: "Es gibt zwar auch einen Repetitoriumskurs an der Universität", berichtet er. "Bei vielen Professoren lernt man aber nur bedingt, das abstrakte Wissen auf Rechtsfälle anzuwenden. Gerade das wird aber in den Prüfungen gefordert", berichtet Sötebier. Beim kommerziellen Nachhilfelehrer werde der umfangreiche Lernstoff in Lernblöcke eingeteilt. Das Häppchenlernen gefällt ihm: "Beim privaten Repetitor fühlt man sich an die Hand genommen."
Ein Großteil der Studenten nimmt aus psychologischen Gründen an den kostenpflichtigen Kursen teil, ist sich Dirk Ehlers sicher. Der Professor für öffentliches Recht an der Universität Münster meint: "Viele Studenten können sich besser zum Lernen motivieren, wenn sie dafür bezahlen müssen." Den privaten Repetitorien steht der Wissenschaftler jedoch kritisch gegenüber, obgleich viele der kommerziellen Angebote nicht schlecht seien:
"Trotzdem ist das natürlich ein Geschäft mit der Prüfungsangst."
"Es lebe die Psycho-Mühle der Repetitorien, harharhar!" (V.B. Müller)
"Wer den Hafen nicht kennt, für den ist kein Wind günstig!" (Hemmer)
"Wie Sie es machen ist egal; Hauptsache, Sie machen es richtig!" (Alpmann und Schmidt)

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12 August 2006

Wat bringt Dir dit Gynasium...?

Komme eben von meinem Großvater, wo ich nach spaßiger Examensvorbereitung an der Uni noch einige Rechtstreitigkeiten in eigener Sache begutachten durfte. Es geht um Betriebskosten, die wohl undankbarste Materie der Welt, da erstens nicht examensrelevant (kein zusätzlicher Übungseffekt) und zweitens völlig unverständlich und wenig lukrativ.
Wenigstens werde nicht ich verklagt und ich kann zudem darauf hoffen, dass die Familie und ich in Zukunft meine besten Mandanten sind.

Auf dem Rückweg begegnete mir eine resolute Neuköllnerin, die gerade zu ihrer kleinen Tochter sagte: "Wat bringt Dir dit Gynasium, wenn De nachher ooch keene Arbeit hast? Gynasium bringt da nischt." Das arme Kind...

Einen solchen Satz hätte ich derart drastisch noch nicht mal von Arbeitgeberpräsident B. Bröckers erwartet. Und jetzt redet schon das Proletariat so. Gehirnwäsche at its best.

Wir hoffen, dass das Linksbündnis 2005 langsam mal wieder aus dem Urlaub kommt und seine Mission weiter verfolgt und für die Neuköllner Lumpenproletarierin und ihre kleine Tochter wünsche ich einen Lottogewinn, auf dass die obigen Fragen zukünftig nicht relevant werden.

Scheint aber politisch inkorrekt so zu denken. Vielleicht sollte man doch lieber ein Abitur erbitten. Okay, Gynasium für die Kleene, Lottogewinn für mich! Alle glücklich.

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11 August 2006

Katastrophentourismus

Was für ein Tag. Ich musste mich heute dringend von den ermüdenden, langweiligen Verhandlungen mit Meister vk26 erholen. Stundenlang hatte er vor ein paar Tagen auf mich eingeredet. Schon nach den ersten Sätzen konnte ich ihm natürlich nicht mehr folgen, war ich doch tüchtig geschlaucht von einem harten Tag als Sklaventreiber in den Mühlen des Müller Repetitoriums. Als ich nach quälenden Äonen, in denen vk26’s Wortschwall auf mich eindröhnte, jedoch das Wort “Weltherrschaft” hörte, schreckte ich neugierig aus meinem Halbschlaf auf und wurde hellhörig. So sitze ich nun hier, zum Tippen verdammt, und mir ist immer noch nicht klar, ob nun ein Fall des §25 II StGB vorliegt oder ich hier nur nach §27 I StGB zu belangen wäre.
Ich werde den Fall wohl demnächst im Klausurenkurs stellen müssen.

Nachdrücklich der Kurzweil bedürftig hetzte ich also heute morgen an einen Ort der Schadenfreude und wohliger Häme (für mich), einen Ort der Qual, der Verzweiflung und des Entsetzens (für alle anderen) - mein Ziel war selbstverfreilich das GJPA in Berlin-Schöneberg. Dort finden nämlich zur Zeit die mündlichen Prüfungen des Referendarexamens statt. Als Student der Jurisprudenz darf man daran als Zuhörer teilnehmen, wohl eine weitere Maßnahme gegen die Juristenschwemme, herrscht doch Heulen und Zähneknirschen bei diesen furchtbaren Initiationsritualen.
Also hieß es für mich, flugs einem der eingeschüchterten Hörer bei Müller Rep den Studi-Ausweis abgenötigt und auf in’s Vergnügen!

Eigentlich eine ganz sinnvolle Sache, dieses Zuhören. Wüsste ich nicht schon alles, hätte ich sicher sogar etwas aus dem Prüfungsgespräch, das ich mit meiner Anwesenheit erhellt habe, lernen können. Ich selbst habe ja zu meiner Zeit gänzlich auf die mündliche Prüfung verzichtet. Heutzutage ist dieser Königsweg großer Geister natürlich nicht mehr möglich, obwohl sich hartnäckig gegenteilige Gerüchte unter den Lemmingen, Verzeihung, ich meine Hörern, bei Müller Rep halten. Aber alles Humbug!
Jeder muss durch “Die Mündliche”, wenn er in das Gesetz will.

Drollig ist es, mit anzusehen, wie sich dabei die selben Fehler immer wiederholen. Umso lustiger, wenn man bedenkt, dass es in den allerwenigsten Fällen mangelndes Wissen ist, das regelmäßig tiefe Furchen der Missbilligung in die Gesichter der Prüfer schlägt. Vielmehr finden sich fünf Typen üblen, überflüssigen Fehlverhaltens:

1. Die Prüflinge antworten nicht auf die gestellten Fragen, sondern greifen sich ein Stichwort heraus und halten einen freien Monolog. Oft quittiert das Publikum dies durch infantiles Kichern. Manchmal wird auch einfach nur faules Gemüse nach dem Übeltäter geworfen.

2. Die Prüflinge tasten sich nicht an die Lösung heran, sondern schleichen um das Problem herum, bis sie gegen eine Wand laufen. Auch das ist herrlich erheiternd!

3. Die Prüflinge meinen, im Justizsyllogismus sei die Reihenfolge von Obersatz, Untersatz und Subsumtion frei austauschbar. Verstöße gegen die Logik rächen sich still, aber entsetzlich.

4. Die Prüflinge zeigen Angst. Sie stottern, kippeln mit dem Stuhl in furchtsamen Ausweichbewegungen von den Prüfern weg, stammeln, stocken und schweigen. Aber es gibt kein Entrinnen.

5. Die Prüflinge merken sich den Sachverhalt nicht, fragen aber auch nicht nach. Oft beobachtet man auch, wie manche einfach nicht zuhören, wenn ihre Mitprüflinge sich abstrampeln. Das böse Erwachen kommt, wenn man dann das Ergebnis der Anstrengungen des Kommilitonen zusammenfassen soll.

Vieles davon ist einfach nur der Aufregung geschuldet. Denn so ein Fachgespräch mit Leuten, die sich, anders als Oma beim Nachmittagskaffee, nicht von hohlen Phrasen (“Dies ist nach Treu und Glauben schlechterdings unzulässig und daher ohne weitere Erörterung abzulehnen”) blenden lassen, kann einem sicher ganz schön an die Nieren gehen.
Deswegen erwäge ich, rechtzeitig vor den mündlichen Prüfungen der folgenden Kampagne Entspannungskurse, Yoga und Thaimassagen bei Müller Rep anzubieten. Gegen einen saftigen Aufpreis, versteht sich.

Suum cuique!

Ihr-
V. B. Müller

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08 August 2006

vordemgesetz: in eigener Sache

Werte Leser,

nach zähen Verhandlungen habe ich den geschätzten Kommentator Herrn V.B. Müller als Autor gewinnen können. Er wird hoffentlich schon bald das Blog mit eigenen Beiträgen bereichern. Im normalen Leben ist Herr Müller sowohl mit Examensprüfungen vertraut, als auch Dozent im von ihm begründeten Müller Repetitorium.

Herr Müller beabsichtigt, sich dem Konzept von vordemgesetz vollends zu unterwerfen und begegnet ihm mit äußerster Hochachtung. Ein konzeptioneller Umsturz ist insofern nicht zu erwarten.

Ich freue mich auf eine gute Kooperation.

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06 August 2006

Wer ist Herr Heckelmann...?

Auch in diesem Semester hat Prof. a.D. Dr. Heckelmann wieder einen Klausurenkurs im Wahlfach Arbeitsrecht angeboten. Es wurden drei Klausuren gestellt, die vor etwa drei Wochen bei wohligen 35 Grad in einem unklimatisierten Saal zur studentenfreundlichsten Zeit (18 - 20 h) besprochen wurden. Mit ungefähr 25 Studierenden waren nicht mal wenig Leute anwesend, betrachtet man die denkbar ungünstigen Bedingungen.

Die Hitze war mörderisch und die erste Klausur war von gerade einmal 7 Teilnehmern bearbeitet worden. Der Durchschnitt lag mit 1,1 Punkten beim absoluten Minusrekord. Auf diesen Wert schaut wohl selbst die Rütli Schule mit Mißachtung herab, allerdings schreiben die auch keine Klausuren zur Rechtsnatur von Redaktionsstatuten und Tendenzbetrieben i.R.d. Betriebsverfassungsrechts. Ich übrigens auch nicht. Ich hatte korrekt nisch mitgeschrieben...

Der Dozent Prof. Heckelmann war trotz des desaströsen Ergebnis und der affigen Hitze von einer Milde und sympathischen Ausstrahlung wie ich sie selten gesehen habe. Völlig ruhig ließ er durch die Bank jeden Teilnehmer zu Wort kommen und rannte selbst beim größten Schrott nicht schreiend zur Tür hinaus.

Nur lag mir danach tagelang der Name Heckelmann auf der Zunge. Ich wusste, dass ich ihn schon gehört hatte, konnte aber nicht einordnen in welchem Zusammenhang genau. Vor einer Woche, als wir noch nicht aus dem Brain ausgesperrt waren, sah ich Prof. Heckelmann dort, wie er mit seinen kleinen Enkeln, den großen Teppich, in Form des FU Wappens, übersetzte (Veritas, Iustita, Libertas). Und da fiel mir wieder ein, wo ich den Namen Dieter Heckelmann gehört hatte. In der Abendschau, als ich 10 oder 11 war kam der Name oft vor. Es handelt sich nämlich um Dieter Heckelmann, der von 1991 bis 1996 für die CDU Innensenator von Berlin war, den Oberhardlinern Heinrich Lummer und Wilhelm Kewenig im Amt folgend. Kewenig hat die legendäre Schlacht vom 1. Mai 1987 mitzuverantworten, bei der eine Bolle Filiale ausbrannte. Auf dem Gelände wird heute übrigens die Moschee am Görlitzer Bahnhof errichtet.

Prof. Heckelmann hat zusammen mit dem fragwürdigen Polizeichef Hagen Saberschinsky amtiert, nachdem er acht Jahre Präsident der FU war. 1996 löste kein geringerer als Jörg Schönbohm Prof. Heckelmann als Innensenator ab, worauf der wieder an die Uni zurückkehrte. Für Menschen älterer Semester muss das alles nach spätem Klassenkampf pur klingen. Ich jedenfalls war neulich bei Prof. a.D. Heckelmann im Klausurenkurs und weiß nur Gutes zu berichten. Netter Typ. Interessant, wie alles eine Geschichte hat, der man sich gar nicht bewusst ist.

Die Veranstaltung wird mir als würdig und angemessen in Erinnerung bleiben...

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02 August 2006

Das Brain schlägt zurück!

Die Philologische Bibliothek, unter Studenten auch 'brain' genannt (warum möge jeder bei einem Besuch selbst feststellen), setzt sich gegen seine Benutzer zur Wehr und schließt die Pforten für bislang anscheinend nur geduldete Studierende anderer Fachbereiche.

Inzwischen wurde der Notstand ausgerufen. Der Studienerfolg der Philologen (und wohl auch die Existenzberechtigung der Bibliothek) sei gefährdet, wenn keine Philologen mehr das brain aufsuchen könnten, um den Präsenzbestand an Büchern nutzen zu können.

Die Schuldigen sind ausgemacht:
Seit der letzten Vorlesungswoche ist (außer samstags) eine zuverlässige Nutzung der Bibliothek nicht mehr möglich, da Studierende anderer Fachbereiche (vornehmlich Wirtschaftswissenschaften, Jura, Medizin) die Arbeitsplätze der Bibliothek in einer Größenordung nutzen, dass unsere Studierenden verdrängt werden: eine große Zahl von Philologen hat seit dem 19.7. keinen Arbeitsplatz mehr gefunden.

Die Vorwürfe sind im Kern schon berechtigt, als von der Abschiebung Betroffener möchte man aber doch noch vorbringen,

- dass auch Philologen mal ne Stunde früher aufstehen und früher kommen könnten.

- dass Philologen eh noch nie wirklich fürs Studium lernen mussten.

- dass Philologen noch nicht ganz begriffen haben, wie eine Bibliothek funktioniert. ("Wie, das Handy muss ich ausmachen? Ich dachte, ich befände mich in einer öffentlichen Telefonzelle!")

- dass das brain - sorry - an hemmungsloser Selbstüberschätzung leidet. (kein Arsch findet die Bibliothek zum Lernen besonders geeignet, die Leute kommen eh nur wegen der Klimaanlage)

- dass es sich - ich wiederhole mich - in einer Bahnhofshalle mit drei einfahrenden ICEs besser lernt, die aber eben nicht klimatisiert ist.

- dass in spätestens drei Wochen die Bibliothekare um Entschuldigung winseln werden, um bitte bitte bitte bitte die gähnend leeren Plätze wieder zu füllen (wo sind nur die Philologen alle hin??).

- dass Auge um Auge, Zahn um Zahn fortan die Jagd auf Philologen in der Jura Bibliothek eröffnet ist, die einzig am Sonntag geöffnet hat (allerdings lernen Philologen wohl eh nie, geschweige denn sonntags).

Es ist natürlich alles nicht so gemeint. Wir gehen ja schon. Gibt noch genügend Sir Norman Foster Architekturtouristen, die ins brain pilgern. Der erneute Notstand ist nur eine Frage von drei Busladungen...

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