06 August 2006

Wer ist Herr Heckelmann...?

Auch in diesem Semester hat Prof. a.D. Dr. Heckelmann wieder einen Klausurenkurs im Wahlfach Arbeitsrecht angeboten. Es wurden drei Klausuren gestellt, die vor etwa drei Wochen bei wohligen 35 Grad in einem unklimatisierten Saal zur studentenfreundlichsten Zeit (18 - 20 h) besprochen wurden. Mit ungefähr 25 Studierenden waren nicht mal wenig Leute anwesend, betrachtet man die denkbar ungünstigen Bedingungen.

Die Hitze war mörderisch und die erste Klausur war von gerade einmal 7 Teilnehmern bearbeitet worden. Der Durchschnitt lag mit 1,1 Punkten beim absoluten Minusrekord. Auf diesen Wert schaut wohl selbst die Rütli Schule mit Mißachtung herab, allerdings schreiben die auch keine Klausuren zur Rechtsnatur von Redaktionsstatuten und Tendenzbetrieben i.R.d. Betriebsverfassungsrechts. Ich übrigens auch nicht. Ich hatte korrekt nisch mitgeschrieben...

Der Dozent Prof. Heckelmann war trotz des desaströsen Ergebnis und der affigen Hitze von einer Milde und sympathischen Ausstrahlung wie ich sie selten gesehen habe. Völlig ruhig ließ er durch die Bank jeden Teilnehmer zu Wort kommen und rannte selbst beim größten Schrott nicht schreiend zur Tür hinaus.

Nur lag mir danach tagelang der Name Heckelmann auf der Zunge. Ich wusste, dass ich ihn schon gehört hatte, konnte aber nicht einordnen in welchem Zusammenhang genau. Vor einer Woche, als wir noch nicht aus dem Brain ausgesperrt waren, sah ich Prof. Heckelmann dort, wie er mit seinen kleinen Enkeln, den großen Teppich, in Form des FU Wappens, übersetzte (Veritas, Iustita, Libertas). Und da fiel mir wieder ein, wo ich den Namen Dieter Heckelmann gehört hatte. In der Abendschau, als ich 10 oder 11 war kam der Name oft vor. Es handelt sich nämlich um Dieter Heckelmann, der von 1991 bis 1996 für die CDU Innensenator von Berlin war, den Oberhardlinern Heinrich Lummer und Wilhelm Kewenig im Amt folgend. Kewenig hat die legendäre Schlacht vom 1. Mai 1987 mitzuverantworten, bei der eine Bolle Filiale ausbrannte. Auf dem Gelände wird heute übrigens die Moschee am Görlitzer Bahnhof errichtet.

Prof. Heckelmann hat zusammen mit dem fragwürdigen Polizeichef Hagen Saberschinsky amtiert, nachdem er acht Jahre Präsident der FU war. 1996 löste kein geringerer als Jörg Schönbohm Prof. Heckelmann als Innensenator ab, worauf der wieder an die Uni zurückkehrte. Für Menschen älterer Semester muss das alles nach spätem Klassenkampf pur klingen. Ich jedenfalls war neulich bei Prof. a.D. Heckelmann im Klausurenkurs und weiß nur Gutes zu berichten. Netter Typ. Interessant, wie alles eine Geschichte hat, der man sich gar nicht bewusst ist.

Die Veranstaltung wird mir als würdig und angemessen in Erinnerung bleiben...

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4 Comments:

At 9:06 PM, Anonymous Anonym said...

Nette Gesichte Blogger! Leider hast du ein sehr intressantes Detail vergessen, oder möglicherweise bewusst verschwiegen. Heckelmann war seinerzeit sehr umstritten. So wurden ihm Kontakte zu rechtextremistischen Kreisen nachgesagt, was schließlich zu einem von der damaligen SPD-Fraktion angeregten Mißtrauensvotum gegen Heckelmann geführt hat. Seine von dir geschilderte Milde trügt wohlmöglich. So zeigt wieder einmal: Nette Geschichten habe nicht selten, eine dunkele Vergangenheit!

 
At 11:16 PM, Blogger vk26 said...

Dieses Detail habe ich bewusst verschwiegen. :-)
Wie der Tagesspiegel weiß:

"...Der Anlass (der Heckelmann-Affäre; der Verf.) war, dass Heckelmann Hinweisen des Verfassungsschutzes auf Kontakte seines Pressesprechers zu rechtsradikalen Kreisen nur halbherzig und spät nachgegangen war."

Merke: Wer sich in die Politik begibt, kommt darin um.
Die Milde trügt nicht. So eine Affäre kann doch mal passieren... ;-)

 
At 10:26 PM, Anonymous Anonym said...

Genaugenommen kann ist das großzügige "Übersehen" der Kontakte seines sprechers ja gerade als Ausdruck ebenjener Milde gedeutet werden.

Mit Private I. Müller, der neuesten Zweigstelle des Müller-Imperiums, wäre das nicht passiert. Wir googlen alle ihre Mitarbeiter auf Herz und Nieren, und das für unschlagbar günstige 50 Euro/h! Das sollte es ihnen schon wert sein, zu erfahren, welche Leichen im virtuellen Keller ihrer Angestellten vor sich hin schimmeln und nur darauf warten, mit ihrem modrigen Pesthauch eines Tages unversehens das Ansehen ihres Unternehmens zu ruinieren. Also, auf zu Private I. Müller!

 
At 4:47 PM, Blogger Herr V. B. Müller said...

Interessant auch, was der gute Herr Heckelmann so vertritt. Etwa in Erman/Heckelmann, BGB, 9.A., 1993, §1353 Rn.5:

"Die Generalklausel verpflichtet die Eheleute zur Liebe."

Tatsächlich verpflichtet §1353 BGB die Eheleute zur "ehelichen Lebensgemeinschaft". Ich werde mich aber auf Heckelmanns Ansicht stützen und Verpflichtungsklage gegen Frau Müller erheben. Wir leben nämlich seit kurzem in Scheidung. Furchtbare Sache.

 

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