29 Oktober 2006

Es ist vorbei, wenn es vorbei ist

Die letzte Klausur der diesjährigen Winterkampagne ist überstanden. Finden Sie nicht auch, dass das ein bisschen nach Stalingrad klingt? Winterkampagne, Freischuss, auf an die Front, nur die Hälfte der Kandidaten kommt durch, der Rest macht seinen LL.M. in Strategic Studies in Aberdeen und wird dann Knochenjäger in Afghanistan. Egal, jedenfalls sind die Klausuren erst mal geschrieben. Ich hoffe für alle Kandidaten, dass sie Spaß dabei hatten, sonst wären diese 45 Stunden Lebenszeit ja geradezu verschwendet gewesen und das wäre doch zu schade, denn eine Amtshaftungsklage geht garantiert nicht durch.
Aber Achtung! Stillgestanden! Err, ich meine, eben gerade nicht stillstehen. Denn 40 Prozent der Prüfungsleistung will noch erbracht werden. Für alle, die ebensolche Mathedummies sind wie ich: Das ist so ungefähr ein kleines bisschen weniger als die Hälfte, die noch kommt. Drolligerweise wird dieser zweite Teil innerhalb eines Vormittages entschieden, wohingegen die zurückliegenden Stunden nur absurd wenig mehr zählen in der Gesamtwertung als das lockere Prüfungsgespräch in angenehm freundschaftlicher Atmosphäre, das noch auf die Kandidaten wartet. Naja, jedenfalls auf einige der Kandidaten. Har har. Ich fange schon mal an, Kekse für die Prüfer zu backen.
Oh, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will hier niemandem den wohlverdienten Urlaub in sicheren Drittstaaten wie etwa dem Iran oder auch Ägypten vermiesen. Sehen Sie es lieber als Ansporn! Zwei Wochen Pause, und dann flugs wieder ab zum Repetitor! Am besten ja zu Müller Rep. Da werden Sie fit gemacht (für alle „Brains“: fit gehalten) für die Kür mit schauspielerischer Extraeinlage, die da im Frühjahr auf Sie harrt, wenn der Frühling zarte Knospen auf den Bäumelein sprießen lässt und die Natur aus dem Winterschlaf erwacht. Wer weiß, vielleicht wird es ja eine Liebe für’s Leben – meine StPO und ich, für immer vereint. Eine wunderbare Vorstellung. Kann man Sachen eigentlich heiraten?

Ihr liebenswerter
Herr Müller

P.S.: Sie können gern V.B. zu mir sagen. Aber nur weil Sie’s sind.

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28 Oktober 2006

9 von 9: wir haben fertig!

Ende Gelände. 45 Stunden Staatsexamen sind durch. Mit der letzten Klausur im öffentlichen Recht, gestern am Freitag, ist der schriftliche Teil des Examens gelaufen! Zum Abschluss gabs nochmal ne richtige Horrorklausur, deren Thema ich bereits 20 Minuten nach der Prüfung erfolgreich verdrängt hatte. Dem Alkohol sei Dank. Langsam kehrt allerdings die Erinnerung wieder: Eine schlecht frequentierte Bundesfernstraße (üblicherweise liebevoll Bundesstraße oder auch Autobahn genannt) sollte fortan zur Landesstraße abgestuft werden. Land weigert sich natürlich. Finsterste Bundesauftragsverwaltung. Es folgte der berüchtigte Bund-Länder-Streit (denke ich zumindest), dem man eigentlich lieber aus dem Weg geht...

Auch diesmal war der Wind mit einem gellenden Pfeifkonzert von der Partie, so dass zur Verhinderung gewaltsamer Ausschreitungen gegen die "sogenannten Servicemitarbeiter" der gesamte Raum 507 nach kurzer Zeit geräumt wurde. Stühle, Sartorius, Schönfelder und Trojahn sowie der gesamte Proviant wurden von den Insassen schnell in den neuen Prüfungsraum geschleppt und die Bearbeitungszeit großzügig um 10 Minuten verlängert.
Professionelle Prüfungsanfechter wittern schon ein lukratives Geschäft. Eklat im Telecity.

Wir jedenfalls haben erstmal fertig! 1500 haben mitgeschrieben. Irgendwann im nächsten Jahr gibts dann die Ergebnisse.

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24 Oktober 2006

7 von 9: unendliche Klausuren - unendliche Angst

Zwei Tage und zwei Klausuren später. Strafrecht ist geschrieben. Traditionell echte Schnellschreiberklausuren. Nachdem man hoffentlich den Clou entdeckt hat, schreibe man zunächst in kürzester Zeit die anderen, ebenfalls zu erwähnenden 23.000 Delikte und dann eben den besagten Clou hin. Üblicherweise bringt einem nur der Clou der Klausur gnädige 8 Punkte. Für eine bessere Note muss man schon BGH-Richter-Level erreichen. Am besten jede Menge Analogien zu Lasten des Täters bilden (STRAFrecht kommt von Strafen!) und so genial begründen, dass es keiner merkt. ("A hat sich wegen versuchter Beihilfe zum Selbstmord analog §§ 212 I, 27 I, 22, 23 I StGB strafbar gemacht. Es gilt strafrechtsfreie Räume zu vermeiden.")

Der Türhüter alias GJPA zeigte sich heute angesichts der Kürze der Bearbeitungszeit (die üblichen 5 Stunden) überaus großzügig und gewährte gleich zweimal eine Schreibverlängerung. Als der erste Presslufthammer im Nebenraum angeworfen wurde - und der Saal im Chaos zu versinken drohte - wurde "nach billigem Ermessen" um 4 Minuten verlängert. Es folgten donnernder 4 minütiger Applaus und Tränen der Dankbarkeit!

Später pfiff dann der Wind in Orkanstärke gegen das Gebäude. Wir sitzen im fünften Stock und es windet, laut keifend, durch alle Luken in unsere Räume. Bei den Kollegen in 507 brach umgehend eine Meuterei aus, die dann auch uns "im Sinne der Gleichbehandlung" 5 Minuten mehr einbrachte. Wir sollten uns übermorgen mit einem Sympathieklausurkurzstreik revanchieren, bis alle den Clou gefunden haben. Donnerstag gehts weiter mit Ö-Recht.

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23 Oktober 2006

Von der Uni mitten ins Gesetz

Wären Sie gerne Rechtreferendar? Und würden während der in Berlin obligatorischen fünf Sitzungsvertretungen für die Staatsanwaltschaft mal einen verknacken, aber so richtig, in echt, wie bei Richterin Barbara Salesch? Wenn Ihnen vor Begeisterung schon der Geifer von den Schneidezähnen tropft, weil Sie endlich ein Ventil für ihre latente Punitivität entdeckt zu haben meinen, muss ich Sie leider auf eines hinweisen...

...stellen Sie sich hinten an!
Viele Leute wären gerne Referendar in Berlin. Deswegen gibt es drei Wartelisten. Auf eine Liste dürfen Kandidaten mit einem zweistelligen Examen. Solch ein Ergebnis bedeutet soviel wie ein Einserl mit Sternchen in der Schule, also dürfen die fleißigen Bewerber auf dieser Liste zur Belohnung für die ausgestandenen Entsagungen auch sofort Leute verknacken. Dann gibt es die Liste für den Mob, den Pöbel, für's gemeine juristische Fußvolk wie Sie und ich es sind. Die letzte vergebene Nummer lautet auf dieser Liste momentan #1022.
Naja, und dann gibt es da noch die dritte Liste, auf der auswärtige Bewerber stehen, die gerne nach Berlin wollen, weil es hier so viele Leute zum Verknacken gibt. Diese armen Teufel müssen nahezu ewig warten.

Leider muss man nun aber dieses Referendariat absolvieren, um wirklich Eintritt in das Gesetz zu erhalten. Denn nur wer das Referendariat mit dem zweiten Staatsexamen (so genanntes Assessorexamen) abschließt, darf sich mit stolzgeschwellter Brust Volljurist schimpf... errr, nennen. Das Beste an der ganzen Sache - auch für das Assessorexamen gibt es die beliebten, kostengünstigen Repetitorien! Hurra! Fraglich bleibt einzig, ob die Kursleiter für die Referendarkurse eine andere Platte mit neuen, tollen Witzen auflegen.
Klicken Sie immer fleißig auf diese Seite, dann werden Sie es vielleicht eines Tages herausfinden. Heute bleibt jedoch leider nur eines festzuhalten: Nix da von wegen von der Uni mitten hinein ins flauschige Gesetz. Pustekuchen!

Herzlichst,
Ihr V.B.

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20 Oktober 2006

5 von 9 geschrieben - "Bergfest"

Zwischenstand nach dieser Woche: 5 von 9 Klausuren geschrieben. 3x Zivilrecht; heute, gestern und vorgestern. 15 Stunden insgesamt. "Bergfest" sagte ein Mädel am Nebentisch heute, als wir am frühen Morgen bereits nervlich am Ende, mit ausdruckslosen Augen und toten Seelen die letzte BGB Klausur in Empfang nahmen. Ein Fest gibt es jedenfalls (noch) nicht - und wie hoch der Berg gewesen ist, wird sich leider auch erst später zeigen. Wenigstens bei den juristischen Repetitorien der Alpmanns, Müllers und vor allem Hemmers ist der Jubel sicher schon ausgebrochen.
"VOLLTREFFER ! - Das Problem läuft bei uns - und im Examen - garantiert!"
wird die Hemmer-Werbung für den neuen Kurs wahrscheinlich triumphieren, wenn es denn in der zweiten Klausur wirklich um die berühmte gestörte Gesamtschuld ging, neben den weiteren Problemen, die die Klausur noch bereit hielt. Was wird erst passieren, wenn die spitz kriegen, dass heute wohl der "Fliesenfall" (alias "Dachziegelfall") gelaufen ist?

Eine Bekannte von mir konnte sich gestern nicht entscheiden zwischen dem Übungsfall "Fiese Fliesen" (klingt verdächtig ähnlich) als Bettlektüre oder TV Total. Sie hat sich TV Total angesehen. Hoffentlich wars gut. Wird sie sicher nie vergessen. Sie hat aber ihre Qualitäten als Orakel schon hinlänglich bewiesen und den alten Wahlspruch
"Wieso ein Jahr fürs Examen lernen? - Ich schau mir am Abend vorher einfach die Klausur an!"
bereits zweimal wahrgemacht. Ich werde also vor der nächsten Klausur nicht nur fragen, was sie abends noch gelesen hat, sondern was sie leider in letzter Sekunde wieder weggepackt hat. Montag gehts weiter mit Strafrecht.

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18 Oktober 2006

Neues von Herrn Müller: Präludium

Sie fragen sich sicherlich, was ein erfolgreicher Repetitor wie ich so während der Zeit der Examensklausuren treibt. In meiner Freizeit übersetze ich momentan EG-Verordnung Nr. 772/2004 ins Malayische.
Kennen Sie die EG-Verordnung Nr. 772/2004? Nein? Ist ein schönes Stück Normtext. Ja, da schauen Sie, auch eine Verordnung ist eine Norm. Früher wurden Normen den Menschen ja von Gott auf Steintafeln diktiert. Mindermeinungen in der Archäologie behaupten sogar, dass selbst das juristische Staatsexamen zunächst mit Hammer und Meißel angefertigt werden musste. Ich halte das für Unfug. Wie nämlich hätte man die eingesammelten Arbeiten dann zu den Korrektoren befördern sollen? Mit der Hilfe von Brontosauriern, oder was? Dr. iur. h.c. Fred Feuerstein lässt grüßen.

Heutzutage ist Gott tot (Achtung liebe Fundamentalisten, das ist ein Zitat und außerdem gilt Art. 4 I GG auch in negativer Hinsicht) und die EG diktiert die Normen. Oder war es nun doch die EU? Und wo ist der Unterschied zwischen der EU und dem Blob? Fragen über Fragen!
Vielleicht werden mir ja bei einer Runde Gewaltvideos die Antworten ins Hirn hüpfen. Mein heißer Favorit zur Zeit ist "Snakes On A Train". Da dringen Schlangen in einen Zug ein und viele Menschen sterben. Andere Autoren dieser Seite bevorzugen die Variante im Flugzeug.

Ich bin da natürlich bodenständiger. Und das obwohl ich inzwischen sogar ein bestandenes Referendarexamen vorweisen kann! Das verleiht selbstverfreilich auch meiner Beschäftigung als Jura-Repetitor mehr Glaubwürdigkeit, obwohl es in jeder Hinsicht ein echtes 08/15-Examen ist. Ich bin jedenfalls stolz darauf. Aber immer auf dem Teppich bleiben! Apropos Teppich, was ist das für eine seltsam längliche, klappernde und zischende Beule unter meinem Flokati? Werde ich mir mal genauer ansehen müssen.
Ach ja, wegen des Blobs und der EU - es gibt keinen Unterschied!


Mit einem pointenlosen har har empfiehlt sich Ihr werter

V. B. Müller

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16 Oktober 2006

Examen: 2 von 9 geschrieben

Ein paar kurze Zeilen direkt von der Front:
Die Wahlfachklausuren im Arbeitsrecht sind geschrieben. Wir haben uns geschworen, fortan nie mehr über Arbeitsrecht zu sprechen. Der eine oder andere hätte nach eigener Aussage doch lieber Familien- und Erbrecht gewählt. Die Ergebnisse werden Aufschluss geben. Es folgen noch sieben weitere Klausuren in dieser und der nächsten Woche. Dazu werden einige von uns (auch ich) den Standort wechseln vom Türhüter beim GJPA ins Telecity Berlin. Dabei handelt es sich wohl um ein häßliches Gebäude, welches Seminarräume beherbergt. Vielleicht kennt es ja jemand. Sicher aber werden auch dort die Basics türhüterischer Folter nicht fehlen. Endlose Gänge, viele Säale, viele Wärter, nur vor den Toiletten "sog. Servicemitarbeiter" (O-Ton vom Türhüter) eines bekannten, Dumpinglohn zahlenden Sicherheitsdienstes, die lieber sms schreiben und rauchen, als die Studenten auf der Toilette zu beaufsichtigen. Hätte man das gewusst. Einen meterlangen Spicker hätte man auf dem Klo ausrollen und behaupten können, es handele sich um benötigtes Papier. Stimmt ja irgendwie auch.
Mittwoch gehts weiter mit Zivilrecht.

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13 Oktober 2006

Beinahe an Elite Uni studiert!

Schade, Schade. Ich hatte es so fest eingeplant. Und mir schon in dreizehn Sprachen die magischen Sätze zurechtgelegt, die mir die Türen in die globalisierte Welt öffnen sollten:

Ich: "Ich habe an einer Elite Uni studiert!"
Jubelnder Headhunter von der INSM: "Ah, Harvard!!"
Ich: "Nein, viel viel besser. FU"

Me: "I've just graduated from the elite university!"
Hiring partner at top law firm : "Sorry, what's the uni's name, again?"
Me: "F U !"
Hiring partner: "I beg your pardon??!"
Me: "Like I said. F U ! Now, go get the contract."
Hiring partner: "F U urself and get the fuck out of my office!"

Es hat nicht sein sollen. Die DFG hat heute entschieden, dass die FU Berlin nicht zur Elite gehört. Stattdessen wurde nach dem guten alten - und auch heute stets bewährten - Motto verfahren: Wo Kohle ist, kommt noch mehr dazu.

Die Unis München TU und LMU sowie Karlsruhe, ohnehin schon mit besten Verbindungen zur Wirtschaft gesegnet, erhalten die begehrte Förderung. Ist schon komisch, wie die Länder den Unis momentan allgemein eine Kürzungskur verordnen, hier und dort mit Studiengebühren kombiniert, wir aber gleichzeitig viel mehr Studenten brauchen, für die es doch angeblich keine Jobs gibt. Und wie der Bund wiederum im Rahmen der "Exzellenzinitiative" bis 2009 fünfzehn Milliarden Euro locker macht, um die sich jetzt alle kloppen. Der PR-Wert ist jedenfalls ebenfalls exzellent. Frisch aus dem Land der Ideen.

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11 Oktober 2006

Gute Nacht und viel Glück!

"Unsere Gesetze sind nicht allgemein bekannt, sie sind Geheimnis der kleinen Adelsgruppe, welche uns beherrscht. Wir sind davon überzeugt, daß diese alten Gesetze genau eingehalten werden, aber es ist doch etwas äußerst Quälendes, nach Gesetzen beherrscht zu werden, die man nicht kennt." (Zur Frage der Gesetze; Franz Kafka)
Morgen ist es soweit. Die Examensprüfung beim großen Türhüter beginnt mit der ersten Klausur um 8. 45 h. Es werden in den kommenden Wochen weitere folgen. Ziel ist der Eintritt in das Gesetz. Es dürfte nochmal eine äußerst unangenehme Zeit werden. Posts wird es in dieser Zeit - zumal auch Kollege V.B. Müller sich gerade im Urlaub befindet - vermutlich nicht geben. Vielleicht ein paar Zeilen, abhängig von Inspiration, Laune und Kraft. Genaues lässt sich noch nicht sagen. Vielen Dank schonmal den Lesern (es gibt sie nachweislich!) für das bisherige Interesse und (gelegentliche) Vorbeischauen bei vordemgesetz.

Wer auf das Blog nicht verzichten will, der möge doch noch einmal das gesamte Archiv durchstöbern. Kleiner Scherz am Rande...

Beste Grüße und Erfolgswünsche auch denjenigen Kandidaten, die erst am Freitag in die Prüfungen starten. Und den Lesern, denen das mit Jura und den Gesetzen sowieso alles nie so ganz geheuer war: Bleibt mißtrauisch! Tretet der oben zitierten kafkaesken Adelsgruppe auf die Füße. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. In diesem Sinne,

Gute Nacht und viel Glück!

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10 Oktober 2006

1. Semester

Das Wintersemester 06/07 hat begonnen. Auch der Fachbereich Jura bekommt wieder eine große Zahl Studienanfänger. Jeweils heute und morgen ab zehn Uhr (c.t., also zehn Uhr fünfzehn, hohoho...gleich was gelernt, Erstis!) gibt es die alljährliche "spannende und informative Einführungsveranstaltung" (Fachschaftseigenwerbung).

Ein geplagter Mitexamenskandidat wird sogar Führungen geben. Das nenne ich tapferen Einsatz so kurz vor den Prüfungen. Was er den Erstis wohl erzählen wird, außer der Nennung der Highlights "Bibliothek!" (wo ihr sehr sehr sehr viel Zeit verbringen werdet) und "Cafeteria!" (wo ihr - abhängig von Euren social skills - noch mehr Zeit verbringen werdet)?

Etwas Böses in mir würde ihnen das Studium gleich miesmachen, um etwaige Konkurrenz zu beseitigen. Aber größtenteils lässt es einen eher melancholisch werden, knappe zwei Tage vor dem Examen. Wie man selbst damals anfing. Ein Kreis schließt sich. Wie ich damals ein Storck RIESEN Bonbon zog, das mich einer der Tourgruppen zuordnete (ein höchst innovatives System, welches gleich für Durchmischung sorgt und noch heute praktiziert wird!).

Und wie die zwei Leute, die ich von der Schule kannte - vorsätzlich (!) - auch einen Storck RIESEN nahmen. (klassisches Systemversagen). Wie die Frau, die alle gleich bemerkt hatten, ein Wick Bonbon bekam und, fortan unbekannt, für immer an die dunkle Macht verloren war. Und wie wir von der Kreuzberger Fraktion dann - was wir schnell bemerkten - vom RCDS (CDU Studenten) - durch den Fachbereich geführt wurden, mit anschließendem Shake-Hands mit Ebi Diepgen (ich gebe zu: den Teil habe ich mir gerade ausgedacht).


Und erst die darauf folgenden Jahre. Bis zum heutigen Tage, wo ich mich - just in diesem Moment, Stunden vor dem Examen - noch immer vor den Büchern drücke. Wir werden uns um raschen Abschluss des Studiums bemühen und übergeben feierlich das Zepter an das neue 1. Semester. Viel Glück!

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05 Oktober 2006

Bigger than the Bible!

Ist die Bibel wirklich das meistverkaufte Buch der Welt? Speziell in diesen Tagen mag man daran zweifeln. Wenige Tage vor dem Examen geht wohl nichts so oft über die Ladentheke wie die roten Monster. Schlichter Inhalt: Die Deutschen Gesetze. Der C.H.Beck Verlag muss mittlerweile unermeßlichen Reichtum angehäuft haben, kaufen doch 90 % der Examenskandidaten beide Texte (den Schönfelder fürs Privatrecht und den Sartorius fürs Öffentliche Recht) einfach neu. Es hat schlicht und ergreifend kein Arsch Lust, die vierteljährlich erscheinenden Neulieferungen mit aktuellen Gesetzesänderungen in das Monstrum einzusortieren. Es handelt sich nämlich um Loseblattsammlungen (sprich lose Blätter, umhüllt nur von einem roten Kasten, der auch Richter Holds Tisch ziehrt). Da kommen bei einer Sortiersession schnell mal 200 Seiten zusammen, die ins Gesetz wollen, weil sich irgendwo im Bundeswasserstraßengesetz ein i.punkt geändert hat.

Kann man nicht mit einem weniger aktuellen Gesetz ins Examen gehen, wenn eh größtenteils nur neuer Müll drin ist? Klar kann man, wenn man den Nervenkitzel liebt. Die bittere Realität jedoch: Neue Gesetze. Und Danke, Danke C.H.Beck, für 35 Euro pro Klotz gibts frisch eingeordnetes Zeug. Dabei bleibt es leider zumeist nicht. Denn auch der Trojahn - die Berliner Gesetze werden gebraucht. Die neue Berliner Bauordnung, ohne die man besser nicht ins Examen geht, hat dem Kulturbuch Verlag fette Beute beschert. Der Trojahn ist mit 20, 20 Euro für wenig Umfang das wucherischste Buch von allen. Auch auf den DTV Verlag ist Verlass. Pünktlich zum Oktober hat er noch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz in seine Arbeitsrechtsammlung aufgenommen. Nochmal 7 Euro fürs Wahlfach.

Hat man dann endlich alles beisammen, müssen die Klopper nur noch zur Prüfung geschleppt werden. Mit dreieinhalb Kilo ist man im Geschäft. Die anderthalb Liter Flasche Wasser muss auch noch mit. Butterbrote bleiben zuhause. Und wohl dem, der kein Hufeisen zu seinem Glück braucht.

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03 Oktober 2006

A, B und C: B und die Punkparty!

Vielleicht überrascht es Sie, einmal von mir zu hören. Für gewöhnlich meldet sich ja A an dieser Stelle. Der große Examenskandidat. Der Dieb. Der unfreiwillige Umzugshelfer. Der bei Oskar Lafontaine war. Naja. Ich bin übrigens B und längst nicht so blöd, wie A glauben mag. Wahrscheinlich sitzt der jetzt vor seinen Büchern und lernt. Das Examen kenne keinen Samstagabend sagt A immer. Man müsse sich disziplinieren. Ich kann das nicht verstehen.

Bin also auf dieser Party gewesen. Sehr viele Leute da. Ich bin wirklich gut darin, Konversation zu machen. Ich kann problemlos eine Gruppe von fünf, sechs Mann unterhalten. Ich rede schnell und habe - vor allem mit zunehmender Alkoholisierung - immer einen Spaß auf den Lippen. Ich gehe nie mißmutig auf eine Party, weil ich auch eine schlechte mit der richtigen Dosis schönen Geredes für mich zu einem guten Abend machen kann. Doch, was ist bloß heute passiert? Es waren einige Punks da. Das ist an sich problemlos, denn auch mit Punks lässt sich vortrefflich über drei immer diesselben Bands reden. Sie haben ja weithin einen identischen Musikgeschmack. Ich meine es nicht böse. Es geht einfach schwerlich schief. Diese Frau heute aber, war ein personifiziertes Anti. Sie stand vor dem Bad, wie auch ich. Sie wollte sich da drin in der Wanne ein Bier holen. Andere wollten auch mal zur Toilette. Es ging alles ganz schnell, ein zwei Sätze gewechselt, schon hatte ich sie provokant genannt, weil mir - im Nachhinein - das Wort faschistisch nicht einfiel. Das ist der Nachteil am seichten Plaudern. Man versteckt seine wahren Gedanken hinter Euphemismen.

Man muss heutzutage provokant sein, sagte sie. Muss man? Sie begreifen es einfach nicht. Diese Punks. Die Richtung jedenfalls, die sie verkörperte. Sie merken nicht, dass sie die Gesellschaft nicht durch aufsprengende Wirkung von Provokation verbessern, sondern vielmehr, auf ihre Art, schlicht einen hemmungslosen Hedonismus pflegen. Dass es sich bei Ihnen nicht um Revolutionäre, sondern pure Materialisten handelt, die ihren Stil, ja ihr ganzes Wesen für überlegen halten. Dass sie es sich bequem gemacht haben in einer provokanten Haltung, die einzig Intoleranz zum Erreichen eines scheinbar besseres Seins predigt. Dass sie nichts erklären, sondern nur das Vorhandene negieren, sei es nur, um eine Party zu versauen.

Dass es Musik, Gefühl und die Freiheit zu Denken, welche auch sie nutzen und uns nehmen wollen, nur gibt, weil Ihre Ideen nicht Wirklichkeit sind, denn sie wollen, ohne es in ihrer Beschränktheit zu erfassen, nichts weiter als eine Welt ohne Musik!

Das klingt wohl auch ziemlich provokant, trotzdem hätte ich es erwidern sollen, denn nach ihrer Ratio hätte sie diese Vorwürfe im Interesse der Provokation ja hinnehmen müssen.
Auf die Gefahr hin, wie A zu reden, aber:
Ich wollte ihr die Illusion nicht rauben. Es war eine Party. Man betreibt dort small talk. Und wenn man sich auf die Zunge beißt, man sagt sowas nicht. Man muss sich disziplinieren!

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