27 August 2006

A, B und C bei Oskar Lafontaine

Entschuldigung für die lange Zeit ohne Nachricht von mir. Ich befinde mich weiterhin in der Vorbereitung auf das Examen und musste das Lernen nach der hektischen WM Zeit und Cs gräßlichem Umzug wieder intensivieren.

Am Freitag jedoch ist etwas unerhörtes passiert und ich habe das Bedürfnis jetzt darüber - bevor es bei mir begraben liegt - in einem größeren Zusammenhang zu berichten. Vorausschicken möchte ich, so wie es heute Usus ist, dass ich mir keiner Schuld bewusst bin:
Ich war bei Oskar Lafontaine.

Wie Sie sicher wissen ist in Berlin momentan der Wahlkampf in vollem Gange. Mein Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf gemeinsam mit der JU beschloss, vor der UFA Fabrik, in der Herr Lafontaine sprechen sollte, eine Gegendemonstration zu initiieren. Ich mache mir nichts aus nichtiger Provinzpolitik, musste aber anwesend sein, um mir die Chance auf einen raschen Aufstieg bei meinen Parteifreunden nicht zu verbauen. Ich nahm B und C mit, die für Pappschilderprotest und solchen Blödsinn leicht zu begeistern sind. Mich interessiert freilich der versammlungsrechtliche Aspekt mehr. Vor Ort erreichte ich - nach Verhandlung mit dem zuständigen Kontaktbereichsbeamten - dass wir uns direkt auf dem Bürgersteig gegenüber der UFA Fabrik aufstellen durften. Es ergingen keine Auflagen. Ich sage immer, dass eine gesittete Versammlung nicht durch Blockieren der Straße den Wirtschaftsstandort gefährden darf. Derweil malten B und C Schilder: "Investoren locken, statt schocken". Wenigstens etwas haben die beiden begriffen.

Mir wurde jedoch alles schnell zu bunt. Die Linken hörten nicht, sondern immer mehr strömten auf das Gelände und in den Saal, in dem Herr Lafontaine sprechen sollte. Ich ließ B und C und meine Kameraden mit ihren Zeugs zurück und beschloss, mich zwecks effektiveren Protests in die Veranstaltung zu schleichen. Ich trug - wie üblich - Oberhemd und Pullunder, weshalb ich einem Penner vor der UFA Fabrik für 5 Euro die schäbige Jacke abkaufte, um mich zu tarnen. Vielleicht wars auch einer der Linken. Man kann bei denen manchmal nicht zwischen Penner und politischem Aktivist differenzieren. Mit der Jacke, die furchtbar roch, erreichte ich schnellen Einlass. Allseits wurde mir freundlich zugenickt, als hätte ich ein spezielles Parfum an mir. Oder das magische Cape mit dem Mio es unsichtbar in Ritter Katos Burg schafte. Ein ganz linkes Buch, dieses "Mio, mein Mio".

Der Saal war überfüllt. Herr Lafontaine hatte schon begonnen. Rechts und links der Bühne waren Personenschützer postiert. Überall Linksparteiler und Menschen mit Alditüten. Lange verfilzte Haare und gelbe Zähne. Sie würden mich bei Zwischenrufen entfernen. Ich beschloss, mich zurückzuhalten. Herr Lafontaine sprach von Kräften, die zu bündeln seien, von den Grünen, die er - wie auch ich - für Idioten hält, von vermeintlich völkerrechtswidrigen Kriegen und vor allem von Geld. Er stellte die Vermögenssteuer und den Mindestlohn vor und ich wollte schreien und mir die Haare ausraufen beim Gedanken, an diese unverschämte Gängelung der Leistungsträger. Doch ich hielt mich zurück, nachdem ich sein Modell im Kopf gegengerechnet hatte.

Sollten tatsächlich zweitausend Milliarden bei den oberen zehn Prozent lagern? Was könnte man mit einer zusätzlichen Besteuerung alles fördern? Schulen vielleicht. Hat meine Putzfrau Anna nicht mindestens 7, 50 Euro für ihre Arbeit verdient? Und sind diese Menschen, die jetzt applaudieren nicht Teil unseres Volkes? Eines großartigen wohlhabenden deutschen Volkes. Alles wirr in mir.

Ich ging. Viele Linke klopften mir beim Hinausgehen auf die Schulter. Ich hatte es nicht bemerkt. An der Jacke trug ich ein einen großen Button mit Oskar Lafontaine darauf.
"Lafo rules" stand da. Ich befinde mich im Zweifel. Machen wir etwas falsch? Ich muss mit meinen Kameraden darüber sprechen...

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5 Comments:

At 4:40 PM, Blogger Herr V. B. Müller said...

"Machen wir etwas falsch", fragt vk26. Das lässt sich nur mit Blick auf das angestrebte Ziel beantworten. Würde ich in die Politik gehen wolle, ich hätte es leicht. Schließlich strömen Massen von Wahlberechtigten zu mir, lassen sich von mir brechen und als devote Anbeter wieder aufbauen, ganz im Sinne meiner Ideologie, die ich gezielt in Form kleiner Witzchen direkt in die weichen Hirne der Hörer rieseln lasse.

Würde ich koksen, hätte ich sicher ab und zu dabei ganz tolle lovecraft'sche Visionen, von mir als Ctulhu und den Scharen von Müller Rep Hörern als Anbetern, die mir Jungfrauen opfern. Yummie.

In diesem Sinne kann ich vk26 nur raten, echte Basisarbeit zu betreiben, sich ein Drogenimperium aufzubauen und sich dann systematisch die Wahlbevölkerung mit LSD gefügig zu machen.
Ein todsicherer Plan.

 
At 8:24 PM, Blogger vk26 said...

Ich bitte um genaue Differenzierung, VB!!

Geistiger Urheber des Beitrages ist Examenskandidat A, ich bin nur der postende Tatmittler. Ich möchte alle beruhigen, die glauben, ich sei der JU beigetreten. Dem ist natürlich nicht so.

Examenskandidat A scheint von Lafo indes in eine schwere moralische Krise gebracht worden zu sein. Drogen könnten da helfen.

 
At 7:15 PM, Anonymous Anonym said...

Zum Thema Drogen habe ich natürlich ein enormes Mitteilungsbedürfnis, dass im folgenden befriedige:

hanf und die quantenphysik


Einstein wußte, wenn man kifft
werden Raum und Zeit umschifft.
Grad wird krumm und früh wird spät
das ist Relativität.
Daß Nobel-Lorbeer ihn umrankte,
er eigentlich dem Hanf verdankte.
Als einz´ge Pflanze weit und breit
verlangsamt Hanf nämlich die Zeit!
Stundenlang wird ein Minütchen,
raucht man nur ein kleines Tütchen.
Ist man vom Hanfe richtig breit
wirkts gar wie eine Ewigkeit.
So war sie denn kein Wunderstück,
die "Raumzeit" der Atomphysik,
denn Einstein steckte dem Max Planck:
Hanf macht die Sekunden lang!
Er brachte ihm ein Quantum mit
vom allerbesten Tempelshit.
Dies brachte Heisenberg auf Trab,
der wollte gleich ein Quentchen ab.
Kaum war es aufgelöst in Rauch
entdeckt er: Hanf macht unscharf auch!
Atome, die elyptisch eiern,
sich plötzlich nebulös verschleiern!
Und da, wo vorher Nebel war,
ist augenblicklich alles klar.
Noch dazu wird dieses Wanken,
allein beeinflußt durch Gedanken!

"Unmöglich!" rief da Einstein aus,
dann könnt ja eine kleine Maus
allein nur durch ihr Angedenken
den großen Mond am Himmel lenken!
"Wenn niemand hinguckt ist er fort!"
gab Heisenberg das Widerwort,
“und erst wenn´s jemand überprüft,
er dadurch aus dem Nichts ihn hievt!”
Da schrie ihm Einstein ins Gesicht:
"Du bist verrückt, Gott würfelt nicht!"
Darauf der Werner Heisenberg:
"Albert, du Gedankenzwerg!
Hast Du´s noch immer nicht gerafft,
daß der Alte heimlich pafft?
Für unsre Logik ist das Gift:
Gott würfelt nicht, Oh nein, er kifft!”Hanf im glück

Sein Gold gab für ein Pferd der Hans
dann für die Kuh, das Schwein, die Gans,
und diese tauschte er dann ein
für den Scherenschleiferstein.
Doch trug er den nur kurz ein Stück,
er warf ihn weg und fand sein Glück!

Er war kein Trottel, dieser Mann,
kein tumber Tor, kein Schlendrian;
er war ein kleiner Heiliger,
ein Wandermönch, ein eiliger,
der wußte, daß der Sinn der Welt
nicht in Gold liegt oder Geld.

Loszulassen von den Dingen,
zum Eigentlichen durchzudringen,
nicht anzuhaften an dem Tand
mit Seele, Körper und Verstand,
das ists´s, was Meister Hans uns lehrt
und was uns auch der Hanf beschert

Denn auch dieser ist ein Meister
im Reich der guten Pflanzengeister,
und als Königin der Pflanzen
liefert Cannabis im Ganzen
mehr als jedes andre Kraut,
das auf Erden angebaut.

Doch die Vielfalt all der Sachen
die sich daraus lassen machen
all der Reichtum, all die Fülle
sind für sie nur eine Hülle,
ein Spielchen mit dem Materiellen
und letztlich auch hintan zu stellen

Der Pflanze eigentlicher Zweck
ist der reine Butterweck,
der Buddhaweg auch wird genannt:
Im Hier und Jetzt sei stets entspannt
und dann schwebe lächelnd fort
rüber in das Dann und Dort!

 
At 7:24 PM, Blogger vk26 said...

Oh, Mann!

 
At 9:42 PM, Blogger Herr V. B. Müller said...

Ja, schon verrückt, was sich heutzutage so eine Computertastatur alles gefallen lassen muss. Ich selbst hatte ja mal einen Kumpel, Iwan hieß der, der hat sich immer im Klebstoffrausch mit der Tastatur gegen die Stirn geschlagen. Wenn er das lange genug getan hatte, konnte man manchmal, wenn man Glück hatte und Iwan richtig 'druff war, intelligente Kurzprosa auf seiner Stirn lesen.
Spiegelverkehrt, natürlich.

 

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