03 Oktober 2006

A, B und C: B und die Punkparty!

Vielleicht überrascht es Sie, einmal von mir zu hören. Für gewöhnlich meldet sich ja A an dieser Stelle. Der große Examenskandidat. Der Dieb. Der unfreiwillige Umzugshelfer. Der bei Oskar Lafontaine war. Naja. Ich bin übrigens B und längst nicht so blöd, wie A glauben mag. Wahrscheinlich sitzt der jetzt vor seinen Büchern und lernt. Das Examen kenne keinen Samstagabend sagt A immer. Man müsse sich disziplinieren. Ich kann das nicht verstehen.

Bin also auf dieser Party gewesen. Sehr viele Leute da. Ich bin wirklich gut darin, Konversation zu machen. Ich kann problemlos eine Gruppe von fünf, sechs Mann unterhalten. Ich rede schnell und habe - vor allem mit zunehmender Alkoholisierung - immer einen Spaß auf den Lippen. Ich gehe nie mißmutig auf eine Party, weil ich auch eine schlechte mit der richtigen Dosis schönen Geredes für mich zu einem guten Abend machen kann. Doch, was ist bloß heute passiert? Es waren einige Punks da. Das ist an sich problemlos, denn auch mit Punks lässt sich vortrefflich über drei immer diesselben Bands reden. Sie haben ja weithin einen identischen Musikgeschmack. Ich meine es nicht böse. Es geht einfach schwerlich schief. Diese Frau heute aber, war ein personifiziertes Anti. Sie stand vor dem Bad, wie auch ich. Sie wollte sich da drin in der Wanne ein Bier holen. Andere wollten auch mal zur Toilette. Es ging alles ganz schnell, ein zwei Sätze gewechselt, schon hatte ich sie provokant genannt, weil mir - im Nachhinein - das Wort faschistisch nicht einfiel. Das ist der Nachteil am seichten Plaudern. Man versteckt seine wahren Gedanken hinter Euphemismen.

Man muss heutzutage provokant sein, sagte sie. Muss man? Sie begreifen es einfach nicht. Diese Punks. Die Richtung jedenfalls, die sie verkörperte. Sie merken nicht, dass sie die Gesellschaft nicht durch aufsprengende Wirkung von Provokation verbessern, sondern vielmehr, auf ihre Art, schlicht einen hemmungslosen Hedonismus pflegen. Dass es sich bei Ihnen nicht um Revolutionäre, sondern pure Materialisten handelt, die ihren Stil, ja ihr ganzes Wesen für überlegen halten. Dass sie es sich bequem gemacht haben in einer provokanten Haltung, die einzig Intoleranz zum Erreichen eines scheinbar besseres Seins predigt. Dass sie nichts erklären, sondern nur das Vorhandene negieren, sei es nur, um eine Party zu versauen.

Dass es Musik, Gefühl und die Freiheit zu Denken, welche auch sie nutzen und uns nehmen wollen, nur gibt, weil Ihre Ideen nicht Wirklichkeit sind, denn sie wollen, ohne es in ihrer Beschränktheit zu erfassen, nichts weiter als eine Welt ohne Musik!

Das klingt wohl auch ziemlich provokant, trotzdem hätte ich es erwidern sollen, denn nach ihrer Ratio hätte sie diese Vorwürfe im Interesse der Provokation ja hinnehmen müssen.
Auf die Gefahr hin, wie A zu reden, aber:
Ich wollte ihr die Illusion nicht rauben. Es war eine Party. Man betreibt dort small talk. Und wenn man sich auf die Zunge beißt, man sagt sowas nicht. Man muss sich disziplinieren!

Labels:

2 Comments:

At 9:30 PM, Blogger Herr V. B. Müller said...

lieber B,

ich lade sie herzlich ein, mit mir und handverlesenen rednern (prof. dr. pfeiffer, s. christiansen [beide angefragt]) demnächst ihre provokanten anti-punk-thesen vor aufgeschlossenem publikum zu diskutieren. ich konnte bereits eine passende räumlichkeit gewinnen, in der köpenicker str. 137. das motto der diskussionsrunde
soll lauten: "punk's dead" is dead!

mit anti-anarchistischen grüßen (ich hoffe, der verfassungsschutz liest mit) von ihrem gutbürgerlichen

v.b.

 
At 11:41 PM, Blogger vk26 said...

Jaja, diese Thesen klingen wie ein allgemeiner Vorwurf. Die Beschuldigung könnte jeden treffen! Broder und Jauch müssen auch kommen. Leider hat Broder kapituliert und Jauch ist bei der 300 Milliarden Euro Show. Was soll nur aus uns werden??

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home