19 September 2006

Neues vom Türhüter: Die Ladung

Heute Mittag hatte es erste Gerüchte gegeben. Post vom Türhüter sei bei allen Kandidaten eingetroffen. Inhalt: Eine Ladung zur Prüfung im Oktober. Wie schaut man in seinen Briefkasten, wenn man in der Bibliothek wohnt? Sollte es wirklich stimmen?

Ja. Und die hier bereits geposteten Termine sind bestätigt worden. Die Wahlfachgruppen Familien- und Erbrecht, Arbeitsrecht und Sozialrecht haben die vermeintlich besseren Daten bekommen. Sie beginnen bereits am 12. Oktober, schreiben die erste Klausur also nicht am Freitag den 13. und entgehen in der Woche darauf dem Vergnügen am Di. Mi. Do. Fr. zu vier Klausuren hintereinander anzutreten. Für mich mit Wahlfach Arbeitsrecht stattdessen Mo. Mi. Do. Fr., also einen Tag "Pause", aber immer noch 20 Stunden Klausur in der Woche.

Wohin aber mit angeblich 1500 Prüflingen, die sich wegen einer Änderung der Studienordnung angemeldet haben sollen? Alle passen sie nicht in des Türhüters düstere Kammern. Von JVA Tegel über diverse Finanzämter bis Zoo - Affenhaus waren - gerüchtehalber - viele Locations im Angebot, um alle gleichzeitig schreiben zu lassen. Und so kam es: bis auf den Zoo und die JVA. Dafür hat der Türhüter sich noch etwas besonders einfallen lassen. Warum nicht provisionsfrei mieten? Jetzt schreiben alle die irgendwie in der Nähe wohnen anscheinend in einem Internetcafé....dachte ich zumindest beim Blick auf die Ladung.

TELECITY stand da, was mich vom Klang an einen Geschäftszweig erinnert, mit dem man auch ganz gut ICH-AG Kohle vom Staat rausleiern kann. Oder einen Briefkasten auf den Samoa Islands zu dem noch ein Raum gehört, in dem ein dubioser Server steht. Aber weit gefehlt; es handelt sich - alles ganz seriös - um ein Seminar- und Tagungscentrum, unter anderem zumindest. Dort werden Kollege Bröckers und ich - und ich wette auch ganz Restkreuzberg - die sieben Nichtwahlfach-Klausuren schreiben. Ein interessantes Gebäude mit dem Charme einer Schrottimmobilie (siehe website). Ist das ein Zeichen? Da will die Schrottimmobilienrechtsprechung doch gleich mit viel mehr Lust eingehämmert werden.

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4 Comments:

At 1:02 PM, Blogger Herr V. B. Müller said...

Oh, es gibt auch Keller unter dem JPA, geheime Keller, düster, feucht, weitverzweigter als ein Kuhdarm. Niemand hört dich dort schreien, wenn die InsO-Klausur kommt, niemand hört dich weinen, wenn du die Strafnormen des MarkenG prüfen musst. Nur ich werde im Geiste bei meinen Schäfchen sein - natürlich nur bei denen, die ihre Rechnungen immer pünktlich und vollständig bezahlt haben.

 
At 10:50 PM, Anonymous Anonym said...

Das Wesen des Jurastudiums


„Der Mensch ist zur Freiheit verdammt“, sagte schon Sartre. Doch er hatte nie Jura studiert.
Stattdessen widmete er sich der Studienfächer Psychologie, Moralphilosophie, Soziologie, Logik, Metaphysik und Latein. Fächer die vermutlich Sartres intellektuellen "Selbstentwurf" befriedigen konnten. Hätte Sartre Jura studiert, wäre der Existenzialismus wahrscheinlich eine Theorie zur Abgrenzung zwischen Raub und räuberischer Erpressung geworden, oder gar eine zivilrechtliche Monographie zum schadenrechtlichen Problem: "Kind als Schaden".
Gut ist es demnach, dass Sartre die Finger von der Juristerei lies und somit unser heutiges Verständnis von Freiheit mitprägen durfte.
„Frei ist, wer in Ketten tanzen kann.“, vermutete schon ein anderer Philosoph bereits einige Zeit vor Sartre. Der Spender dieses schönen Zitats ist Friedrich Nietzsche. Der als studierter Philologe und Theologe auch nie Jura studierte. Auch dies war sicherlich kein Fehler, da wir sonst wahrscheinlich die "Rentabilitätsvermutung" und nicht "Gott" für tot hielten.
Festzuhalten bleibt, dass das Jurastudium von Leuten die wirklich was drauf haben, gemieden werden sollte. Dabei sei noch ein Zitat von Rene Descartes zur Gerechtigkeit hier hinterlassen: „Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.“

 
At 11:51 PM, Blogger vk26 said...

Das sind sehr weise Worte! Wo gerade von Sartre gesprochen wird. Zwar sind die Hölle bekanntlich immer die anderen und der Existenzialismus ein Humanismus, dennoch werde ich nach dem Examen in einem 2,5 Promille-Moment einen gaaaaaanz gaaanz schlauen Aufsatz schreiben, der zeigen wird, dass die existenzialistische Philosophie heute nicht mehr gilt.

Bezüglich des Wesens des Jurastudiums mag ich vorwegschicken:

Nach Sartre geht die Existenz dem Wesen voraus, es soll also unabhängig vom Jurastudium eine bloße (zu füllende) Existenz geben, die für sich allein Sinnbestimmung ist. Ich mag dem nicht folgen. Ja, ich halte es für gleichsam unwürdig und unangemessen!

Genau wie es keinen Tatvorsatz ohne Vorsatztat geben kann, ist eine Existenz ohne juristische Essenz schlechterdings undenkbar.

Und die Grenzen meines Denkens sind die Grenzen meiner Welt. Also ist vielmehr die Existenz durch das juristische Wesen begrenzt.

 
At 2:35 PM, Blogger Herr V. B. Müller said...

Kein Handelsvertreter ohne Vertreterhandeln, kein Genossenschaftseintrag ohne eingetragene Genossenschaft, keine fahrlässige Tötung ohne Tötungsfahrlässigkeit, keine technische Überwachung ohne Überwachungstechnik... ach herrlich, ich könnte ewig so weitermachen, vollkommen pointenlos! Und, sozusagen, schwups! habe ich Ihnen wieder wertvolle Sekunden Lebenszeit geraubt, indem ich einfach Buchstaben aneinandergereiht habe, die Sie nicht widerstehen konnten zu lesen. Diesen grandiosen (gratis-!)service bietet eben nur ihr

v.b.

P.S.: In Formvollendung können Sie demnächst diese Dienste durch meine komplett überteuerten Skriptenreihe erfahren mit dem ach so verheißungsvollen Titel "Mit V.B. den Tag rumkriegen". Vorbestellungen nehme ich auf dem üblichen Wege entgegen.

 

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