03 September 2006

Being a Barrister!

Vor etwa genau 5 Jahren - ich habe mich am 11.09.2001 (!) an der FU immatrikuliert - habe ich mit dem Jura Studium begonnen. Zur gleichen Zeit fing mein englischer Kumpel Dan Hayes in London mit Jura an.
"Well done, choosing law" gratulierte Dan, als ich von meinen Studienplänen berichtete.
Als ich dann 2003 nach England ging, um in Brighton zwei Auslandssemester in Law einzulegen, studierte Dan im letzten Jahr. Ich kam nach Berlin zurück, er war mit der Uni fertig. Ich quälte mich durch die "großen Scheine", Dan Hayes LLB ging zur Law School, um den BVC (Bar Vocational Course) zu absolvieren.
Law School is out...for good. Dan ist nach 5 Jahren jetzt Barrister (so heißen in England die im Prozess auftretenden Anwälte mit den Perücken). Er fängt jetzt mit dem sog. pupillage (Referendariat mit Perücke) an. Und in Deutschland? Steht das Erste Staatsexamen an. Und nach dem hoffentlichen Bestehen und einer laaaaaangen Zeit des Wartens (und) in deutschen Amtsstuben kommt noch ein Zweites Staatsexamen, noch schwerer als das erste. Der Türhüter lacht derweilen höhnisch. Schließlich dann ist man fähig für den Anwaltsberuf und bekommt noch nicht mal so ne Perücke, sondern einen überfüllten Arbeitsmarkt, trotz der deftigen Berufswahleinschränkungen (Verstoßen 1. und 2. Staatsexamen nicht - europarechtbelichtet betrachtet - gegen Art. 12 GG?)

Ich gratuliere Dan und lache schon jetzt über die Bilder von besoffenen Richtern, die ihn zur "Bar" (doppeldeutig: engl. für Kneipe und Anwaltschaft) rufen, indem sie ihm eine Perücke über das Haupt stülpen, während in Berlin 1500 Menschen mit dem Verfassen von 13000 Klausuren hoffentlich zumindest ihr Studium beenden.

We chose law. JPA has given us the call. Now, it is time to answer it!

(....plane Tagline-Schreiber in Hollywood zu werden, wenn Jura nicht klappt...)

Labels:

6 Comments:

At 9:36 PM, Blogger Herr V. B. Müller said...

Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

 
At 9:46 PM, Blogger Herr V. B. Müller said...

Also ich persönlich habe ja damals durch und durch von Perry Mason indoktriniert mein Studium der Jurisprudenz aufgenommen. Bis zum Assessorexamen habe ich in der Illusion gelebt, als Volljurist in der "Bar" arbeiten zu können. Welch Enttäuschung dann bei meinem ersten Vorstellungsgespräch in einer bekannten Berliner Bar am Gendarmenmarkt!
"Können Sie denn mixen?" wurde ich gefragt. "Ja freilich", antwortete ich, und erklärte dem Pinguin alles über Verbindung und Vermischung im BGB.

Den Job bekam ich natürlich nicht.
Deshalb bin ich ja auch Repetitor geworden und setze mich für frühzeitige Aufklärungsarbeit in diese Richtung ein.
Das kann davon kommen, wenn man junge Menschen zu viele dämliche Juristenserien aus dem anglo-amerikanischen Rechtskreis anschauen lässt!
Oder sogar noch Schlimmeres. Am Ende denken sie vielleicht, ein guter Rechtsstaat würde sich durch das Institut der Jury auszeichnen.

Wer bei Müller Rep war, weiß es natürlich besser. Also, auf zu Müller Rep - bald auch in neuer Rächtschraibnung!

 
At 10:13 PM, Blogger vk26 said...

Selbstzensur, Herr Müller??! Ich frage mich gerade, ob wir in einem Rechtsstaat oder Linksstaat leben. That is a question of fact for the jury, I reckon...

 
At 9:05 PM, Anonymous Anonym said...

Unlängst hatte ich mich für einen Hilfsjob bei einer Tankstelle beworben. Prompt flatterte auch eine Invitatio in mein Haus, die mich zu einem Vorstellungsgespräch aufforderte. Mit ein paar einstudierten Antworten gewappnet, kam ich der Einladung entgegen. In der Tankstelle angekommen, erwiderte, auf meine Nachfrage hin, eine junge Kassiererin: "Dürfte ich vorerst Wissen mit wem sie den das Vorstellungsgespräch verabredet haben?"

Jetzt fiel mir erst auf, dass ich mir den Namen besser hätte merken sollen. Eine Peinlichkeit überspielt man am besten mit einem Witz dachte ich und antwortete:

"Ja mit ihren Filialleiter Dr. Ulf Bleifrei"

Während die letzte Silbe durch die Nebengeräusche der gegenüberliegenden Zweitkasse verklingte, bemerkte ich, wie grausam der Witz war und notierte mir: "Nie wieder eine Peinlichkeit mit einer noch größeren überspielen!" - Aber es sollte so weitergehen-

Die Kassiererin lächelte gedrückt und bat mich in das Hinterzimmer. Nach einem zaghaften Klopfen öffnet ein bärtiger Mann die Tür: "Guten Tag, wir haben nicht viel Zeit, habe heute noch 30 andere Vorstellungsgespräche mit ihrer Konkurrenz. Und da wären wir schon bei der ersten Frage. Was unterscheidet sie nach ihrer Auffassung von der anderen Bewerbern?"

Der bärtige Mann hielt sich offensichtlich für besonder schlagfertig, trotzdem schaffte er es mich total zu verunsichern, was eindeutig er zu beabsichtigen schien.
In dem Moment gingen mir eine Menge Unsinn durch den Kopf, ich schnappte mir den ersten gut klingenden Gedanken heraus und sprach ihn aus: "Ich habe über 140 Payback-Punkte bei Ihnen gesammelt"
(der Kommentar wird fortgesetzt)

 
At 1:25 PM, Blogger Herr V. B. Müller said...

anonym ist wohl auch Jurist, wenn er sich für solch einen niederen Job bewerben muss wohl aber nur ein mieser Dipl.-Jur. - oder gar ein Fachhochschulabsolvent? Ich erwarte die Einlassung zu den persönlichen Verhältnissen...

 
At 7:46 PM, Anonymous Anonym said...

Habe meine Geschichte vervollständigt:


Unlängst hatte ich mich für einen Hilfsjob bei einer Tankstelle beworben. Prompt flatterte auch eine Invitatio in mein Haus, die mich zu einem Vorstellungsgespräch aufforderte. Mit ein paar einstudierten Antworten gewappnet, kam ich der Einladung entgegen. In der Tankstelle angekommen, erwiderte, auf meine Nachfrage hin, eine junge Kassiererin: "Dürfte ich vorerst Wissen mit wem sie den das Vorstellungsgespräch verabredet haben?"

Jetzt fiel mir erst auf, dass ich mir den Namen besser hätte merken sollen. Eine Peinlichkeit überspielt man am besten mit einem Witz, dachte ich und antwortete:

"Ja mit ihren Filialleiter Dr. Ulf Bleifrei"

Während die letzte Silbe durch die Nebengeräusche der gegenüberliegen Zweitkasse verkling, bemerkte ich, wie grausam der Witz war und notierte mir: Nie wieder eine Peinlichkeit mit einer noch größeren überspielen! - Aber es sollte so weitergehen-

Die Kassiererin lächelte gedrückt und bat mich in das Hinterzimmer. Nach einem zaghaften Klopfen öffnet ein bärtiger Mann die Tür: "Guten Tag, wir haben nicht viel Zeit, habe heute noch 30 andere Vorstellungsgespräche mit ihrer Konkurrenz. Und da wären wir schon bei der ersten Frage. Was unterscheidet sie nach ihrer Auffassung von der anderen Bewerbern?"

In dem Moment gingen mir eine Menge Unsinn durch den Kopf, ich schnappte mir den ersten gut klingenden Gedanken heraus und sprach ihn aus: "Ich habe über 140 Payback-Punkte bei Ihnen gesammelt"

Mit dieser außerordentlich blöden Antwort, entlockte ich dem Bart des Filialleiters ein kleines Grinsen; was sich jedoch legte als er rasch sagte: " Humor haben sie, aber können sie auch sonst was; welche Qualifikationen besitzen sie für diesen Job?"

Mir fielen keine Qualifikation ein, die man für einen Aushilfsjob an der Kasse einer Tankstelle benötigt. Also musste ich improvisieren und antworte: "Alle!"

"Selbstbewusstsein scheinen sie auch zu haben; ich lese hier gerade in ihrer Bewerbung sie studieren Jura, ich mag keine Juristen"

"Da haben wir etwas gemeinsam", erwiderte ich schnell um mir seine Begründung nicht anhören zu müssen.

"Wie soll ich das verstehen, sie wollen doch einer werden?", monierte der Bart-

Ich bemerkte, dass er mich in eine scheinbare Zwickmühle manövriert hatte (-Info an Vincent: Diesmal habe ich bewusst und richtigerweise den Begriff "scheinbar" verwendet, aber danke für die Belehrung, dass meist "anscheinend" richtig ist-) Scheinbar deshalb, weil meine Aussagen, wie ich in diesem Moment registrierte, zutrafen. Ich mag tatsächlich keine Juristen, obwohl ich alles (legale und ethisch vertretbare) dafür tue, um einer zu werden. Dieser Widerspruch könnte man als höchstpersönliche Lebenslüge bezeichnen, leider bedurfte ich zu dieser Erkenntnis die Hilfe eines bärtigen Filialleiters einer Araltankstelle in Kreuzberg. Ein weiteres mal blieb mir nur die Improvisation:

"Es gibt ja auch frauenfeindliche Männer die seit Jahren glücklich verheiratet sind"

Ein Zögern des Bärtigen lies mich gespannt auf seine Reaktion warten. Hatte mich meine Menschenkenntnis gerettet?

"Da haben sie wohl recht, bin seit 20 Jahren mit einer Juristin verheiratet, Familienrechtlerin", seufzte der Bärtige.

Auf einmal passte alles zusammen, ich hätte früher darauf kommen sollen, die Reaktion passte perfekt auf seine vorher geäußerte Abneigung üben den Juristenberuf.

Der bärtige Mann reichte mir die Hand und führte bekräftigend an: " Sie passen sehr gut in mein Team, sie haben den Job und können Montag anfangen."

Und so hatte ich den Job. Ohne mein Jurastudium hätte ich den Job nie bekommen!

Auch wenn mir vielmehr die Abneigung und Skepsis der Jurispudenz und meines künftigen Berufstandes gegenüber und nicht ein Judiz oder ein Fachwissen weitergeholfen hatte, war der Austritt aus der Erwerbslosigkeit nichtsdestotrotz ein Verdienst der soliden deutschen Juristenausbildung.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home