26 Juli 2006

Ferien für immer

So mancher Bloggerkollege hat sich bereits in den Sommerurlaub verabschiedet und lässt uns - in dieser weltpolitsch extrem kritischen Phase - mit unserer eigenen Meinungsbildung allein. Viele Leser werden zu Spiegel Online abwandern, auf Henryk M. Broder hören und wohlmöglich sogar eine private Altersvorsorge (im Springer Jargon gerne auch "Volksrente" genannt) abschließen, denn die Linkspartei macht Urlaub in Lafos Luxusdatscha und bedient uns nicht mit richtigen Infos. (Obsiegt am Ende gar die heiße Lucy von den WASG Spaltern bei der Wahl?)
Ganz anders jedenfalls der Verfasser des hießigen Blogs. Urlaub ist mir gänzlich unbekannt so kurz vor dem Examen. Die Stille seit dem letzten Post erklärt sich einzig durch enormen Fleiß. Es kann gerne auch noch wärmer werden; der eisige Klimaanlagenwind in Sir Norman Fosters hirnartig geformter Bibliothek macht die Stunden konzentrierten Lernens zu einem langnesemäßigen Genuss! Ganz ohne Ironie: Wir können es packen, das Examen. Wir schaffen es. Von wegen apokalyptische Töne, die der geschätzte V.B.Müller hier in einem Kommentar ansprach, und der nun jeden Tag beim Warten auf aktuelle Nachrichten vom Türhüter eben diese anzustimmen geneigt ist. Kopf hoch. Wir, das sind übrigens die ca. 1500 Menschen, die sich gerüchtehalber für die kommende Examenskampagne angemeldet haben. Wir alle bitten um Eintritt in das Gesetz. Und wenn wir den erhalten nach all den Jahren; das wären doch Ferien für immer.

P.S.: Vote Lucy!

Labels:

2 Comments:

At 10:25 AM, Anonymous Anonym said...

Viel hört man ja, wenn man so große Ohren hat wie ich.

Ich habe etwa auch gehört, dass das JPA den Kandidaten der vergangenen Kampagne per Brieftaube ihre Ergebnisse hat zukommen lassen.

So sitze ich nun jeden Tag stundenlang bei geöffnetem Fenster, streue Brotkrumen auf die Fensterbank und warte auf das schneeweiße, reine und unschuldige Mitgeschöpf, das mir die Heilsbotschaft aus den düsteren Hallen des AMTES bringen darf. Zärtlich werde ich ihm über das kleine Köpfchen streicheln, und es wird sich eines verzückten Gurrens nicht enthalten können, wenn ich den kleinen, güldenen Zettel, der mit silbernem Faden um sein liebes Hälschen geknotet ist, vorsichtig löse. Eine Zahl wird darauf stehen, eine einzelne Ziffer, die zusammenfasst und endgültig richtet über meine vergangenen viereinhalb Lebensjahre.

Hoffentlich werden sie im AMT den silbernen Faden nicht zu fest knoten. Ich habe nämlich auch gehört, dass manch ein Kandidat seit Januar immer noch auf seine Taube wartet, das Fenster geöffnet, altes Brot immer in Reichweite, vergeblich hoffend. Und wenn man ab und an im Park auf einen gebrochenen Greis trifft, der mit gierigem Blick die Tauben füttert, so nicke man ihm verständnisvoll zu und erfreue sich der Gewissheit, hier jemanden getroffen zu haben, der es beinahe geschafft hätte.

Gurr gurr, kleines Täublein, komm flieg zu mir!

 
At 3:08 PM, Anonymous Anonym said...

Ich hatte bereits keine Ankunft mehr erwarten, als plötzlich ein kleiner Schatten die Brotkrümmel verdunkelte. Der Schatten flatterte und ich konnte tatsächlich ein leises summendes "Gurr Gurr" hören. Die Taube hatte mich erreicht und setzte sich auf den kleinen aufgeklappten Tisch auf meinem Balkon. Sie schaute mir traurig in die Augen, so als würde sie mir was sagen wollen. Sie sah müde und abgezährt aus. Von den Eindrücken überwältigt hätte ich fast übersehen, dass ihr ein kleiner Rucksack über die Flügel gezogen wurde. Der Rucksack war gelb und trug die Schriftzüge "GJPA". Jetzt wusste ich, dass sich ihr schlappes Erscheinen wohlmöglich durch einen langen Flug aus Brandenburg erklären lies. Doch dies war ein Trugschluss; es war kein langer, sondern ein kurzer aber anstrengender Flug. Denn der Rucksack beinhaltete nicht nur einen kleinen Brief mit einer Ladung, sondern einen großen schweren Umschlag. Plötzlich überfiel mich ein Schauer und mir lief ein kalter ängstlicher Schweiß über den Nacken. Ich musste durchgefallen sein. Umschlag bedeutet keine Ladung, sondern die Rückübereignung der gesamten Anmeldeformulare. Immer mehr ähnlete die Brieftaube einem flatternden Todesengel. Ich schmätterte hastig die Krümel vom Tisch, um den Todesengel nicht noch zu belohnen, doch dann erblickte ich wieder die Taube in dem Flugwesen und dachte ernüchternd daran, dass es nur der "Freischuss" war. Entschlossen öffnete ich den Rucksack und entnahm den Umschlag. Dabei fiel ein kleiner weißer Brief aus dem Rucksack direkt neben meine Beine. Hoffnung übermannte mich und lies mich den Brief geschwind öffnen. Es war eine Ladung; und sie war an mich gerichtet. Geistesgegenwärtig packte ich den Umschlag zurück in den Rucksack. Die Taube bedankte sich mit einem höfflichen "Guru", schnappte sich noch einen übrig gebliebenen Brotkrümmer und machte sich auf den Weg den Umschlag zuzustellen. Wahrscheinlich wusste sie, dass sie in der nächsten Kampagne bis zu 1.500 gute und schlecht Nachrichten übermitteln. Aber das ist ihr Job und sie ist immerhin Beamtin.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home